In dem Moment, wo ein Hund sich ängstlich verhält, kommt oft der Gedanke, dass dieser Hund Schlechtes erlebt haben muss. Natürlich ist das ein mögliches Indiz für Angst. Aber eben nicht das Einzige.
Schon im Mutterleib entwickeln sich Teile des Nervensystems des ungeborenen Welpen. Eine Hundemutter, die sehr gestresst und nervös ist, in einem vielleicht nicht so tollen Umfeld lebt, in dem Entspannung kaum möglich ist und täglich ums Überleben kämpfen muss, überträgt dies bereits noch vor der Geburt auf ihre Welpen. Die Welpen neigen dazu das gestresste, nervöse Verhalten zu übernehmen.
In der Natur wäre das auch genau richtig. Denn je nach Lebensraum ist es wichtig. Ein Hund, der beispielsweise in Rumänien auf der Straße lebt, wo es einige Gefahren gibt (sei es der Mensch, der Hundefänger, konkurrierende Artgenossen), muss diese Gefahren an die Nachkommen weitergeben, damit die Welpen sich auf das Umfeld im eigenen Lebensraum anpassen können und nicht freudestrahlend der nächsten Gefahr entgegenlaufen. Wenn solch ein Welpe falsch vermittelt bekommen würde, dass er sich zurücklehnen kann, das Leben nur Entspannung und keinerlei Gefahren mit sich bringt, würde er wohl kaum lange überleben.
Gerade ein wichtiger Punkt unter Berücksichtigung des Auslands-Tierschutzes, denn die Hunde kommen aus einem völlig anderen Lebensraum. Was nicht bedeutet, dass es falsch wäre diese nach Deutschland zu holen. Tierschutz ist eben nicht Tierschutz. Achte darauf, dass Tierschutz gut gemacht ist.
Genauso gibt es auch einige "Züchter", die den Hunden schon einen schweren Start ins Leben mitgeben. Nicht unbedingt aus Boshaftigkeit und dem schnellen Geld, oft einfach und allein aus Unwissenheit. Mal schnell einfach einen Wurf vom eigenen Hund ohne viel Hintergrundwissen.
Gerade der Start ins Leben ist ein großes Thema. Zur Aufzucht der Welpen gehört es, möglichst viele der Reize kennenzulernen, die später in dem Leben vorkommen werden. Früh übt sich, früh prägt sich. Die Aufzucht von Welpen ist also nichts, was mal eben so nebenher laufen sollte, sondern viel Wissen erfordert.
Ebenso ist natürlich die Reaktion des Menschen ausschlaggebend. Zieht ein neuer Hund ein und zeigt ängstliches oder manchmal auch nur vorsichtiges Verhalten, neigen die meisten Menschen dazu diesen Hund erstmal ankommen zu lassen, sich ihm sehr vorsichtig zu nähern und im ganzen Umgang sehr unsicher verhalten. Dass es nicht sinnvoll ist, diesen Hund direkt mit Besuch zu konfrontieren oder gleich mit auf einen großen Stadtbummel zu nehmen, sollte klar sein.
Doch es ist wichtig diesem Hund von Beginn an, eine klare Ordnung und auch Regeln zu vermitteln. Ein Hund der Angst hat, braucht einen Menschen, der viel Sicherheit ausstrahlt, einen Menschen, der Souveränität ausstrahlt, präsent ist und klar, in dem was er tut. Gehen wir mit solch einem Hund zu vorsichtig um, packen ihn in Watte, dann helfen wir ihm nicht. Eben weil wir mit dem was wir tun, seine Angst dadurch verstärken, dass wir selbst unsicher wirken und nicht klar sind, in dem was wir tun. So etwas verunsichert.
Ebenso können auch fehlende Ruhephasen zu Stress und somit verstärktem Angstverhalten führen, genauso wie Schmerzen und auch Alterserscheinungen. Eben im Alter, wenn die Sinnesorgane des Hundes nicht mehr so ausgeprägt funktionieren. Auch bei Schmerzreizen, wenn ein Hund damit rechnen muss, beim Anfassen, bei Kontakten mit Artgenossen oder welchen Dingen auch immer, dass diese Schmerz auslösen können. Medizinisch gesehen, gibt es auch noch viele weitere Aspekte, die Angst auslösen können. Diese Aspekte gehören ebenfalls bei Betrachtung von Angsthunden mit zur Abklärung. Doch verwechselt Angst nicht mit Respekt, denn ein gesunder Respekt, den der Hund seinem Menschen zeigt, ist gesund für das gemeinsames Leben und die Ordnung in der Gemeinschaft.
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