Was tun, wenn der Rückruf nicht klappen will? Die Erwartung, dass der Hund einfach auf ein "hier" hören muss, ist groß. Und wenn es nicht klappt, musst Du Deine Stimme einfach ändern und ein schrilles "hiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiah" herausträllern. Ist das so? Nun ja, hört man immerhin oft.
Einem Hund die Freiheit zu schenken, ohne Leine laufen zu dürfen, klingt toll. Der Aufbau dessen geht aber oftmals in eine falsche Richtung. Denn wenn ich meinem Hund alles an Freiheit schenke, warum sollte er diese dann aufgeben, wenn ich ihn zu mir zurückrufe?
In einem Vortrag fragte mich mal eine Dame, was sie denn tun soll, wenn ihr Hund in großer Entfernung am Waldrand steht und das Wild dort interessanter ist als sie. Zum Üben des verlässlichen Rückrufs gehört mehr als die Leine abzumachen, die Stimme zu erheben und sich "interessant" zu machen. Denn glaube mir, interessanter als ein Eichhörnchen wirst Du einfach nicht. Oft sieht man auch Hundehalter, die sich mit ihrem Handy beschäftigen, sich unterhalten ... überhaupt nicht präsent sind und erwarten dann vom Hund genau diese Präsenz, die sie selbst nicht zu geben bereit sind.
Zur Mensch-Hund-Beziehung gehört ein ganzes Spektrum an Dingen:
Eine gute Führung,
eine klare Rollenverteilung,
gemeinsamer Spaß, wie Spiel und Kopfarbeit.
Wenn ich in einem der Bereiche große Defizite habe, oder auch einen Bereich völlig vernachlässige, dann ist das Ganze nicht mehr rund und spiegelt sich sehr schnell in vielen Sachen des Alltags wieder. Genauso auch im Rückruf. Also falls der Rückruf (noch) nicht klappt, schau Dir alle Bereiche in der Beziehung zu Deinem Hund in Ruhe an und sei ehrlich zu Dir selbst.
Sind die Rollen im Rudel nicht klar verteilt, habe ich im Bereich des Rückrufs wenig Spielraum. Das Einzige, das ich tun kann, ist locken. Und genau hier haben wir ein Problem. Ich kann mit Futter locken. Die Frage ist, wie lange reicht das? Klappt es nicht mehr, kommt Leberwurst ins Spiel, Käse oder Fleischwurst. Aber auch das klappt lediglich so lange, wie der Reiz nicht zu groß ist.
Versteh mich nicht falsch, ich bin keineswegs Gegner von Futter im Training. Aber eben an den richtigen Stellen eingesetzt, als i-Tüpfelchen, niemals zum Locken. Lasse ich meinen Hund sich seinen Freiraum erarbeiten, so lernt er diesen zu schätzen. Weiß mein Hund, dass ich ihm diesen Freiraum gewähre, weil ich mich auf ihn verlassen kann, wird er dies nicht so schnell auf's Spiel setzen. Er darf Freiraum haben, wenn er auch weiter Kontakt zu mir hält. Sinn macht hier das Training natürlich vorerst mit Schleppleine.
Ebenfalls muss natürlich auch, wie in anderen Bereichen, die Kommunikation untereinander stimmen. Ein stupides "Hiiiiiiah Waldi" kann mit viel Glück reichen. Aber wie gesagt, dazu gehört eben Glück. Und auf Glück verlasse ich mich ungern, wenn mein Hund ohne Leine herum düst.Wie in allen Bereichen meines Trainings, ist Deine Körpersprache gefragt. Teste es mal selbst, was passiert, wenn Du mit Schwung in die Hocke gehst. Was passiert, wenn Du Deinen Hund mit einer Geste zu Dir einladest und dabei ein paar Schritte rückwärts gehst?
Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Gedankenansätze mit auf den Weg geben. Beobachte Deinen Hund viel und teste es selbst.
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